Das Hohenstaufen-Gymnasium in Bad Wimpfen ist eine wichtige Bildungseinrichtung der Stadt. Da Teile der Gebäude in die Jahre gekommen sind und großer Sanierungsbedarf entstanden ist, müssen nun wegweisende Entscheidungen getroffen werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum besteht im Hohenstaufen-Gymnasium Handlungsbedarf?
Der Anbau aus den 70er Jahren weist zahlreiche Mängel auf. Das gilt unter anderem für die Installationen, die technische Infrastruktur und die energetische Ausstattung des Gebäudes. Beispiele hierfür sind Lüftung, Heizung, Elektro, und Fassade und / Sonnenschutz. Zudem ist das Dach undicht. Eine Sanierung ist dringend notwendig. Das alte Klostergebäude weist ebenfalls viele funktionale und bauliche Probleme auf. Fluchtwege, Brandschutz und Barrierefreiheit entsprechen nicht den aktuellen Anforderungen. Die Fachräume im Kreuzgangbereich sind zu klein und genügen mit Blick auf Sicherheitsstandards nicht mehr aktuellen Vorgaben. Der Neubau aus den 90er Jahren ist dagegen in Ordnung.
Welche Rolle spielt die Entwicklung der Schülerzahlen?
Die Schülerzahlen des Hohenstaufen-Gymnasiums gehen seit 2011 zurück. Entscheidend für den Raumbedarf ist aber nicht die Zahl der Schüler*innen, sondern die Anzahl der Klassen (Züge) in einer Jahrgangsstufe. Deren Mindest- und Maximalgröße wird durch den vom Kultusministerium festgelegten Klassenteiler bestimmt. In der Sekundarstufe muss bei 30, in der Kursstufe bei 20 Schülern eine weitere Klasse eingerichtet werden. Trotz sinkender Schülerzahlen ist die Zahl der Züge und damit auch der Raumbedarf im Hohenstaufen-Gymnasium konstant geblieben. Ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen, der die derzeitige Anzahl von 3, 5 Zügen in Frage stellt, ist nicht zu erwarten. Derzeit gibt es allerdings teilweise sehr kleine Räume, die den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen.
Wie sieht das künftige Raumprogramm aus?
Die Planungen für das Hohenstaufen-Gymnasium beschränken sich aus finanziellen aber auch aus Platz-Gründen auf das organisatorisch Notwendige. So wurden weitergehende pädagogisch-didaktische Gesichtspunkte (Lernateliers/Offene Räume) oder die potenzielle Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium nicht berücksichtigt. Benötigt werden unverändert 16 Fachräume und 25 Klassenräume.
Welche Lösungsmöglichkeiten wurden untersucht?
Variante 1: Diese sieht vor, die Fachräume inklusive Sammlungen zu zentralisieren und in den 90er Jahre Neubau zu verlagern. Die dort entfallenden Klassenräume sollten im Altbau (Kloster) Platz finden. Dafür müsste mit erheblichem, technischen Aufwand und einer wesentlichen äußeren Veränderung das denkmalgeschützte Dachgeschoss des Klostergebäudes ausgebaut werden. Dies würde jedoch nicht ausreichen um alle entfallenden Klassenräume im Klostergebäude unterzubringen. Daher müsste die Stadt für vier Klassenzimmer einen Anbau errichten (Delta).
Hintergrund Die derzeit mit unzureichendem Platzangebot untergebrachten 4 Fachräume im Klostergebäude müssen mit mehr Fläche in den 90er Jahre-Bau umziehen. Dort entfallen dadurch 8 Klassenräume. Und diese lassen sich auf den kleinen frei werden Flächen im Kloster nicht unterbringen. Die Planer haben mehrere Standortmöglichkeiten für das „Delta“ geprüft, übrig blieb am Ende nur eine Option: ein Anbau an das 2000er Jahre-Gebäude im Bereich des Basketballfeldes. Würde diese Variante realisiert, müssten die Schüler für eine lange Zeit eine große Containeranlage als Zwischenlösung nutzen.
Variante 2: Die Planungen für diese ca. 1,7% teurere Option sehen einen Neubau „Cube“ gegenüber dem Bollwerk vor. Der 90er Jahre-Bau könnte unverändert bleiben, die Fachräume würden in den Kubus ziehen. Das Dachgeschoss der Klosteranlage müsste dann nur technisch saniert, aber nicht mehr genutzt werden.
Welche Variante hat der Gemeinderat ausgewählt?
Der Bad Wimpfener Gemeinderat hat sich in einer Sondersitzung am 21. Januar 2021 nach intensiver Auseinandersetzung mit der Gesamtsituation und den untersuchten Varianten bei drei Gegenstimmen dafür entschieden, die Neubaupläne „Cube“ weiterzuverfolgen. Ausschlaggebend waren viele Argumente. So sind die Kosten für einen Neubau verlässlicher zu kalkulieren als beispielsweise die Sanierung und Ertüchtigung des Klostergebäudes mit dem erforderlichen brandschutztechnisch aufwendigen Ausbau des Dachgeschosses. Dieser würde darüber hinaus größere Fensteröffnungen erfordern, um den vorgeschriebenen Lichteinfall zu ermöglichen und damit auch in die äußere Gestalt des Daches deutlich eingreifen. Dies wäre nicht zuletzt aus Sicht des Denkmalschutzes sehr problematisch. Hinzu käme, dass man gezwungen wäre dem Umbau des 90er Jahre-Baus unmittelbar die Sanierung des Klostergebäudes und die Erstellung des kleinen Anbaus an den 90er-Bau folgen zu lassen. Damit würde unmittelbar eine Investition ausgelöst, die mehr als das Doppelte der Kosten, die derzeit für den „Cube“ geschätzt sind, verursachen würde.
Im Neubau „Cube“ lassen sich Fachräume mit qualitativ hochwertiger und moderner Ausstattung verwirklichen, zudem entfällt das Langzeit-Provisorium in Containern. Sämtliche Klassenzimmer im Kloster und 70er-Jahre-Bau sollen dann in sinnvollen Sanierungsabschnitten ohne den andernfalls bestehenden Zeitdruck aktuellen Anforderungen angepasst werden. Der Neubau aus den 90-er Jahren kann hierbei in seinem aktuellen Zustand belassen werden.
Welche Kosten sind zu erwarten?
Im Zuge der voranschreitenden Planungen werden auch die zu erwartenden Kosten immer weiter konkretisiert und detailliert.
Gemäß aktueller Planung und Kosten gehen die Planer für den „Cube“ von einer Investition in Höhe von 9,84 Millionen Euro aus. Zusammen mit der in weiteren Bauabschnitten angestrebten Sanierung des Klostergebäudes und des Anbaus aus den 70er Jahren, ist nach der vorläufigen Schätzung von einem Gesamtaufwand in Höhe von 33,1 Mio. € auszugehen.
In diesen Kosten sind bereits Preissteigerungen und Kosten für Unvorhergesehenes bezogen auf die – auch aus Finanzierungsgründen- lange Bauzeit der Gesamtmaßnahme berücksichtigt. Ebenfalls enthalten sind infrastrukturelle Maßnahmen, um eine mögliche Anbindung der nicht zu sanierenden Gebäude, wie den Neubau aus den 90-er Jahren und die Alte Turnhalle an die neuen Versorgungssysteme zu gewährleisten.
Dies ist die größte Schulinvestition in der Geschichte der Stadt Bad Wimpfen und unter Anstrengung aller Kräfte nur in Abschnitten über einen längeren Zeitraum darstellbar. Für den Neubau „Cube“ ist derzeit von einer möglichen Förderung in Höhe von 2,3 Millionen auszugehen. Noch zu klären ist, in welcher Höhe Fördermittel in Bezug auf die Sanierung des Kosters und den 70-er Jahre Anbau zu erwarten sind.
Für den Erhalt des Gymnasiums in Bad Wimpfen sind diese mindestens die kommenden 10 Jahre umfassenden, ambitionierten Bauprojekte unverzichtbar.
Wie geht es jetzt weiter?
Im Zuge der voranschreitenden Planungen werden die Planunterlagen, Berechnungen und Kosten weiter vertieft und immer detaillierter.
Die Planungen werden im Planungsprozess kontinuierlich mit dem mit Landratsamt, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Regierungspräsidium (auch im Hinblick auf die mögliche Förderung) abgestimmt. Die aktuellen Pläne und Kostenschätzungen werden am 22.07.2021 im Gemeinderat vorgestellt. Über das weitere Vorgehen entscheidet dann erneut der Gemeinderat.